Warum sind AD(H)S-Kinder so?

Fest steht nach dem gegenwärtigen Forschungsstand, dass ADS angeboren ist. Diese Veranlagung wird aber nicht automatisch vererbt. (ADS ist keine Erbkrankheit!) Sie kann ebenso erworben werden, sich also z. B. durch Einflüsse im Mutterleib und bei Komplikationen in der Schwangerschaft entwickeln.

Fest steht zur Zeit außerdem, dass eine Störung im Mittelhirn schuld daran ist, dass Reize nicht richtig erfasst und weitergeleitet werden. Dies beeinträchtigt die Reifung und Entwicklung des Gehirns. Experten sprechen deshalb auch von einer „Entwicklungsstörung“. Der „Kurzschluss“ befindet sich vermutlich in einem System, genannt ARAS (Aktivierendes Retikuläres Aufsteigendes System), das unsere Aufmerksamkeit und Selbstkontrolle reguliert. Dieses System ist eng mit den drei Basissinnen unseres Körpers, aber auch mit motorischen Systemen, die unsere Bewegung steuern, vernetzt.

Ursache dieser Störung im Mittelhirn ist eine Fehlsteuerung im Stoffwechsel der Botenstoffe (Neurotransmitter) des zentralen Nervensystems. Vor allem bei den chemischen Boten Dopamin, Serotonin und Noradrenalin hapert es.
Diese Substanzen sorgen normalerweise dafür, dass Reizsignale je nach ihrer Wichtigkeit mal stärker, mal schwächer übertragen werden, so dass das Gehirn sie einordnen und geregelt bearbeiten kann. Ist die Aktivität der Botenstoffe gestört, erreichen alle Sinnesreize, Ideen und Gefühlsimpulse unsere grauen Zellen unreguliert.
Die Folge: Das Gehirn kann unwichtige Reize nicht mehr von wichtigen unterscheiden und so deren Weiterleitung hemmen. Alles strömt ungefiltert herein und kann deshalb nicht mehr vernünftig verarbeitet werden.
So ist eine angemessene Reaktion auf Reize oft nicht möglich.

Hinzu kommt, dass durch diese Überflutung mit Reizen jeglicher Art einige Bereiche des Großhirns ständig auf Hochtouren laufen und dabei zuwenig „Treibstoff“ für das Steuer- und Planungszentrum übrig bleibt. Kein Wunder, dass dann keine Glanzleistungen erbracht werden können. So kommt es, dass Kinder mit ADS Schwierigkeiten haben, sich in einer Situation angepasst zu verhalten, ihre eigenen Reaktionen und motorischen Aktivitäten zu steuern und ihre Impulsivität zu hemmen.